Reisebericht Giro Dolomiti

Resümee der Woche:

Bei traumhaft schönem Wetter wurden anstrengende Steigungen mit unvergesslichen Panoramen und atemberaubenden Felsgiganten belohnt

Kurzes Highlight Video (Ton aufdrehen)

Tag 1 – der Beginn einer Reise

Um 4 Uhr früh geht es los – 8 motivierte Jungs im blauen Fahrradtrikot sitzen im 9 Sitzer Ford mit Fahrradanhänger und reisen über den Felbertauern und den Staller Sattel nach Bruneck (Südtirol). Dort wird das Fahrzeug noch sicher in einer Tiefgarage abgestellt ehe es mit den Bikes nach St. Vigil geht. Nach der Mittagsrast radeln wir nach Westen in den Naturpark „Fanes Sannes Prags“. Ein traumhaft schöner Park mit der Pederühütte im Talschluss. Von diesem Punk kann man die Straße kaum erkennen, die uns gleich die letzte Luft aus der Lunge saugt. Mit bis zu 33 % Steigung geht es rauf auf die Sennes Alm wo wir die erste Nacht verbringen.

Tag 2 – Büllelejoch

Nach ausgiebigem Frühstück starten wir um 08:00 Richtung Westen. Heute geht es hoch hinaus auf über 2500 m. Die Mautstraße zur Auronzohütte wird schon um 10:00 abgeriegelt, weil alle 700 Parkplätze oben bei den 3 Zinnen schon voll sind. Die „Klapperltouristen“ haben nur mehr die Möglichkeit mit den unzähligen Shuttlebussen hoch zu kommen. Wir als Biker liegen da natürlich klar im Vorteil und beginnen den Aufstieg auf einer richtig steilen Passstraße. Ab der Auronzohütte ist Radfahrverbot und wir schieben unser Bikes – fahren wäre bei den Menschenmassen eh ausgeschlossen gewesen. Auf der Laveredohütte gibt es noch eine Stärkung ehe es weitergeht ins felsige Hintergebirge. Jetzt ist es Gott sei Dank auch aus mit Massentourismus und uns offenbart sich eine Felslandschaft wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Ich war wirklich schon viel in den Bergen aber dort ist es absolut einzigartig. Um jede Ecke kommt ein neuer Felsgigant zum Vorschein und auf über 2300m offenbart sich ein kleiner Gebirgssee, den wir auch gleich zur Abkühlung nutzen. Nach den letzten 200 Höhenmeter im Schiebemodus kommt die Büllelejochhütte zum Vorschein. Eine kleine feine Hütte privat bewirtschaftet eingebettet in eine karge Dolomitenlandschaft. Diese Hütte wird mit einem Knicklenkerfahrzeug auf Wegen versorgt, wo ich alles verwettet hätte, dass da kein Fahrzeug fahren kann. Obwohl die Hütte nur 15 Betten hat, wurde uns ein 4 Gänge Menü serviert, mit „Gruß aus der Küche“ und einem Salatbüffet mit 10 verschiedenen Salaten -> der absolute Wahnsinn! Auf diesem Wege nochmals vielen Dank an die gastfreundlichen Wirtsleute und die familiäre Atmosphäre dort auf über 2500m. Dieser Spot ist einfach weiterzuempfehlen !!!

Tag 3 – die 3 Zinnen

Dieser Tag steht ganz im Zeichen der 3 Zinnen. Zuvor waren wir nur hinter den 3 Zinnen vorbei gefahren aber heute werden wir sie von der bekannten Seite sehen. Die Räder sperren wir bevor der Massentourismus wieder losgeht ab und dann geht es zu fuß ca. 30 Minuten zur bekannten 3 Zinnenhütte. Von da hat man einen perfekten Blick auf diese 3 gigantischen Felstürme. Dann geht es 1400 Höhenmeter talwärts in den bekannten Skiweltcuport „Cortina d’Ampezzo“ wo wir das Mittagessen zu uns nehmen. Am Nachmittag stehen nach 1000 Höhenmeter die nächste Bekanntheit am Programm: „cinque torri“ was übersetzt „die 5 Türme“ heißt. Von dort sind es noch 100 Höhenmeter bis zur Luxushütte „Rifugio Averau, in der wir die Nacht wieder auf 2400m verbringen.

Tag 4 – ab zur Seiser Alm

Heute steht der anstrengendste Tag mit 60km auf 2100 hm auf dem Programm. Das heißt für mich als Guide den Weg so wählen, dass die Jungs keine Hütten sehen und wir somit nicht zu viel Zeit verplempern 😉 Gleich zu Beginn geht es um den Monte Averau herum zu einer Schlüsselstelle die mir bei der Planung schon etwas Kopfzerbrechen bereitet hat. Will man die Schlüsselstelle umfahren dann haben wir zusätzlich 400 Höhenmeter, was an dem Tag schon etwas zu viel ist, also müssen wir da durch. Es geht um einen Abwärtssteig, wo wir die Räder tragen bzw. weitergeben müssen. Aber mit diesen 7 Jungs kannst du überall hinfahren – alle sind sehr vorsichtig, helfen sich gegenseitig und so meistern wir auch diesen Abschnitt. Übrigens: die Wanderer staunen oft nicht schlecht bzw. schütteln den Kopf wenn sie uns in solchen Passagen entgegenkommen. Dann geht es zum Apfelstrudelbrunch auf den Schieberg Pralongia, ehe wir über einen geilen Trail ins Tal nach Corvara in Alta Badia sausen. Nach einem kurzen Foto vor einem überdimensionalen Rennrad geht es schon wieder rauf auf der Passstraße zum Grödnerjoch wo wir uns ein Mittagessen gönnen. Bei diesem Asphaltaufstieg überholen uns zahlreiche Oldtimer – schön anzusehen, wenn sie nicht so stinken würden. Nach dem Grödner Joch schlängelt sich die Stecke mit kleineren Hügeln am Langkofel und Plattkofel vorbei bis zur Seiser Alm. Diese Alm ist im gesamten Alpenraum das größte Hochplateau mit über 55 qkm. Die anstehende Nacht verbringen wir auf der „Dibaita Puflatschhütte“ im Westen der Seiser Alm.

Tag 5 – Regenkleidungstest

Am Tag 5 gibt es nicht so viel zu erzählen. Die Wettervorhersage ist dermaßen schlecht und auch schon etwas gefährlich, dass wir die Gunst der Stunde nutzen und für die ersten 1000 Höhenmeter die Bergbahn nehmen. Wir haben großes Glück zu dieser Option, denn kaum wo auf der geplanten Stecke gibt es eine Bergbahn und schon gar nicht mir Biketransport – aber manchmal hat man halt auch ein wenig Glück. Damit ersparen wir uns den ersten Berg und müssen lediglich den zweiten Anstieg von 800 hm an diesem Tag in strömenden Regen antreten. Bei der Ankunft auf der Schlüterhütte auf 2300m sind wir komplett durchnässt. Es ist dann eine Challenge bis zum nächsten Morgen die Schuhe, aus denen das Wasser rausläuft, wieder trocken zu bekommen. Aber mittlerweile kennen wir auch in diesen Belangen einige Tipps und Tricks.

Tag 6 – Grande Finale

Auf der Schlüterhütte wirtschaften wirklich sehr nette Wirtsleute, kann man nur weiterempfehlen. Die ersten Kilometer an Tag 6 drehen sich um den Peitlerkofel herum. Den ganzen Tag ist die Strecke geprägt von geilen technischen Trails über der Baumgrenze mit Weitblick bis zur großen Abfahrt nach Bruneck, wo unsere Reise vor 6 Tagen ihren Ursprung nahm. Bei sommerlichen Temperaturen wird in der letzten Nacht in Bruneck noch der eine oder andere Aperol getrunken und über die erlebnisreiche Woche diskutiert und geschwärmt.

Routenplanung

Die Tour wurde von Klinger Gernot in Eigenregie im Herbst 2023 zusammengestellt. Die größte Herausforderung dabei war für 8 Personen die Hüttenplätze an den genauen Tagen zu bekommen. Falls jemand die Tour nachfahren will, kann er mich jederzeit kontaktieren …
Ich kann nur jedem empfehlen so ein Hütten-Hopping-Tour einmal zu machen, sei es am Bike oder zu Fuß. Keine andere Urlaubsform bietet so viele Eindrücke und Erlebnisse in so kurzer Zeit

Danksagung

Danke an Hable Klaus für den Bikeanhänger, und Aumayr Bernhard für den Transport. Danke auch an Rosa für das leckere Mehlspeisenfrühstück am ersten Tag, welches mittlerweile schon Tradition ist.

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